Mehr Rock’n’Roll geht nicht: 1968 ist Elvis Presley auf dem absoluten Höhepunkt seines Schaffens! Zum 50. Jubiläum seines bahnbrechenden Comeback-Auftritts erscheint am 30. November ein umfangreiches Box-Set: Das ELVIS PRESLEY – ‘68 COMEBACK SPECIAL (50TH ANNIVERSARY EDITION)! Es beinhaltet fünf CDs und zwei Blu-Ray-Discs mit allen Video- und Audio-Aufnahmen, die damals aufgenommen wurden sowie nicht verwendete Szenen, unveröffentlichte Studio-Outtakes und ein 80-seitiges Buch mit vielen seltenen Fotos. Diese Kollektion ist die definitive Chronik einer der atemberaubendsten Live-Performances und spektakulärsten Comebacks in der Geschichte des Rock! King Elvis feierte – unterstützt von Gitarrist Scotty Moore und Drummer DJ Fontana – mit 33 Jahren seine Wiedergeburt als Rock’n’Roller…
Text: Alex Gernandt
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Ein Weihnachts-Special – mit tonnenweise Kunstschnee, leuchtenden Tannenbäumen, Schneemännern aus Pappmaché, Santa Claus und 14 Weihnachtsliedern – das sollte es werden, das große Comeback-Special des Elvis Presley, das im Hochsommer 1968 in einem TV-Studio in Kalifornien gedreht werden sollte. Wäre es nach Colonel Tom Parker gegangen! Der höchst umtriebige, strikt kommerzorientierte Manager des (einst) größten Rock’n’Roll-Stars des Planeten hatte genaue Vorstellungen, wie die geplante Fernsehshow seines Schützlings aussehen sollte.
Doch zum allerersten Mal in seiner Karriere lehnte sich Elvis gegen den mächtigen Colonel auf, der ihn einst zum größten und reichsten Rockstar gemacht hatte. Dem jungen NBC-TV-Regisseur Steve Binder, damals 23 und verantwortlich für die Show, gefiel diese Idee überhaupt nicht. Er hatte sich einen Namen gemacht mit viel beachteten TV-Shows über die Rolling Stones und James Brown, und redete Elvis jetzt ein, dass diese Weihnachts-nummer absolut uncool sei und man ihn ganz anders präsentieren müsse. Elvis teilte diese Ansicht voll und ganz. Und sprach mit dem Colonel über den “change of plan“. Der willigte murrend ein – unter einer Bedingung: Im Programm musste mindestens eine Weihnachtsnummer sein, schließlich sollte das Special in der Vorweihnachtszeit, am 3. Dezember, im US-Fernsehen gezeigt werden.
ROCK’N’ROLL – DIE NEUE GENERATION ÜBERNIMMT
Flashback ins Jahr 1960. Nach seiner Entlassung aus der US-Army im März ’60, war Elvis ernsthaft in Sorge, ob ihn seine Fans vergessen hätten. Dass dies nicht passierte, dafür hatte Colonel Parker während Elvis’ Armeedienst mit Veröffentlichungen wie “GI Blues“ gesorgt. Auch folgende Alben wie ELVIS IS BACK, das Gospelwerk HIS HAND IN MINE oder SOMETHING FOR EVERYBODY waren in den Charts erfolgreich. Doch der wilde Rocker wie zu Anfangszeiten war Elvis nun nicht mehr. Colonel Parker hatte jetzt Hollywood im Visier. Er handelte einen lukrativen, langfristigen Filmdeal aus, der Elvis zum bestbezahlten Schauspieler seiner Zeit machte. Bis zu drei Filme ließ der Colonel seinen Schützling pro Jahr abdrehen! An den Kinokassen waren schlichte B-Movies wie “Kid Galahad“, “Fun in Acapulco“ oder “Girl happy“ zwar durchaus erfolgreich, genau wie die dazugehörigen Soundtrackalben – zum künstlerisch anspruchsvollen Ruf Elvis’ trugen sie jedoch keineswegs bei. Den Colonel interessierte das nicht, aber der “King“ war dieser Filmchen irgendwann überdrüssig: “Ich will keine Songs mehr singen, an die ich nicht glaube“, sagte er, “und keine Filme mehr drehen, die mir nichts bedeuten!“
Elvis war dem Publikum zu jener Zeit eher als Schauspieler bekannt, und eben nicht mehr als der junge, wilde Rocker, mit der er ab Mitte der 1950er Jahre eine einzigartige Jugendrevolution ausgelöst hatte, zum Feind der Erwachsenen und zum Idol von Millionen Teenagern in aller Welt wurde. Das Musikfeld überließ Presley Mitte der 60er, unfreiwillig, einer neuen Generation, die ausgerechnet er einst maßgeblich beeinflusst hatte: Aus dem Vereinten Königreich brach urplötzlich die “British Invasion“ über die USA herein, eine Sensation mit aufregenden Gruppen wie den Beatles, den Rolling Stones, The Who, The Animals oder The Kinks. Die neue Jugendrevolution aus England wurde zur Konkurrenz und ließ Elvis, den Ex-Rebellen und etablierten Entertainer, im wahrsten Sinne alt aussehen. Und in seiner Heimat USA tauchten so unterschiedliche neue erfolgreiche Künstler auf wie Bob Dylan, Simon & Garfunkel, die Beach Boys oder The Doors mit Jim Morrison. Das war jetzt der “neue heiße Scheiß“ und Elvis geriet musikalisch zunehmends ins Abseits. Seinen Manager Parker störte das kaum, denn mit Elvis verdiente er nach wie vor Millionen – nicht mehr in Konzerthallen, aber an der Kinokasse.
Doch Elvis, der stets auf seinen erfahrenen Manager hörte (“Als ich Elvis kennenlernte, hatte er Talent für eine Million Dollar. Jetzt hat er eine Million Dollar“), hatte langsam genug von den klischeebehafteten Filmrollen. Jetzt, 1968, mit 33 Jahren, widersetzte er sich dem Colonel zum ersten Mal, zusammen mit Regisseur Steve Binder und Executive Producer Bob Finkel. Gegen die Idee einer verkitschten TV-Weihnachtsshow, für mehr Rock’n’Roll. Elvis besann sich auf seine Wurzeln. Er wollte wieder rocken wie zu seinen besten Zeiten – und zwar in eben dieser eigens für ihn produzierten Personality-Show im US-Fernsehen.
ELVIS ERSCHÜTTERT – NOCH EINMAL – DIE WELT!
Ein Auftritt am USS Arizona Memorial in Pearl Harbor auf Hawaii, war im März 1961 sein letzter Liveauftritt für die nächsten Jahre. Bis zum Comeback-Special hatte
Elvis eine siebenjährige Bühnenabstinenz hinter sich. Er war dementsprechend nervös. Wenige Tage vor dem Dreh zum NBC-TV-Special war Elvis mit Priscilla noch nach Hawaii geflogen, um jenes USS Arizona Memorial zu besuchen. Die Fans begrüßten Elvis jetzt allerdings nicht mehr so euphorisch wie sieben Jahre zuvor. Elvis kam ins Grübeln. War seine große Zeit vorbei? Dieser Gedanke befeuerte letztlich seinen Ehrgeiz, es mit dem TV-Special, gesponsort von der Nähmaschinenfirma Singer, allen zu zeigen. Er wollte die Welt noch einmal erschüttern!
Ab dem 17. Juni 1968 fanden in den Western Recorders Studios in Burbank bei Los Angeles die ersten Proben mit Elvis und den Musikern statt. Elvis arbeitete zu jener Zeit übrigens noch parallel in den MGM Studios in Culver City an Songs für den Soundtrack zu seinem kommenden Film “Speedway“. Eine Doppelbelastung also. Zehn Tage später wurde es dann ernst. Die Filmaufnahmen begannen in Studio 4 in Burbank, CA mit den Regisseuren Binder und Howe.
ONE-MAN-SHOW: PRESLEY AT HIS VERY BEST!
Am 27. Juni 1968 betrat Elvis pünktlich 18 Uhr die kleine Bühne, die mitten im TV-Studio aufgebaut war, ringsherum saßen die Fans, Elvis war zum Greifen nah. Dann ergriff er das Mikro und legte los mit “Trouble“: “If you’re looking for trouble, you came to right place…“ Sofort schaffte er es, das Publikum in seinen Bann zu ziehen, ganz wie in früheren Zeiten. Die Selbstzweifel, die ihn zuvor plagten, verflogen im Nu. Kein Zweifel: Der King war zurück! Er stand im Mittelpunkt, die One-Man-Show war wie eine Wiedergeburt. Und Elvis sah dabei umwerfend aus: der schwarze Lederanzug, den sein Designer Bill Belew eigens für den Event entworfen hatte, wurde zu einem der ikonischsten Outfits der Rockgeschichte. Elvis wirkte nach außen selbstbewusst, lässig, kraftvoll und charmant. Wenn er mit den Fans interagierte, zeigte er Humor, ganz so wie man ihn kannte.
“Guitar Man“, “Lawdy Miss Clawdy“, “Blue Suede Shoes“, “Heartbreak Hotel“, “Hound Dog“, „All Shook up“, “Jailhouse Rock“, “Love Me Tender“, “One Night“, “Don’t Be Cruel“, “That’s All Right Mama“, “When My Blue Moon Turns To Gold Again“, “Trying To Get To You“ – es war ein wahres Feuerwerk an Hits, das er da mit neuer Power abfackelte. Mal mit Gitarre, mal ohne, im Sitzen, im Stehen. Spielfreude pur. An seiner Seite: die alten Wegbegleiter, Gitarrist Scotty Moore und Drummer D.J. Fontana, der den Rhythmus im Takt auf einen Gitarrenkoffer klopfte. Diese “In the Round“-Darbietung mit akustischen Instrumenten, war quasi die Urform der späteren “MTV Unplugged“-Serie.
Im sogenannten “Sit-down“-Set der Comeback-Show inkludierte Elvis auch seine geliebten Gospel-Songs wie “Saved“, “Up Above My Head“ oder “Where Could I Go But The Lord?“ sowie die Weihnachtslieder “Santa Claus Is Coming Back To Town“ und “Blue Christmas“, wie es der Colonel gewünscht hatte. Ein weiteres Highlight war die Ballade “Memories“, die Songwriter Mac Davis eigens für diese Show für Elvis komponiert hatte. Wenig später würde jener Songwriter für Elvis noch die künftigen Klassiker “In The Ghetto“ und “Don’t Cry Daddy“ komponieren.
Im zweiten Teil der Show, dem “Stand-up“-Set, performte Elvis im Studio vor anderer Kulisse, teils vor einem riesigen roten ELVIS-Logo. In einem schneeweißen Anzug sang er u.a. “Can’t Help Falling In Love“ und in der Schlußszene die hochemotionale Freiheitshymne “If I Can Dream“ von W. Earl Brown, ein herzergreifendes Tribut an die großen Amerikaner John F. Kennedy, Robert F. Kennedy und Martin Luther King, deren Tod Elvis sehr nah gegangen war. Außerdem gab es im Comeback-Special auch musicalartig inszenierte Sequenzen, in denen Elvis u.a. einen einsamen Cowboy spielt, der in einem Club auf üble Gangster stößt, in “Trouble“ gerät und sie weghaut – wie in seinen Filmen. Für jeden Geschmack sollte etwas dabei sein, das war immer die Maxime von Colonel Parker gewesen. Er wollte die nicht nur die eingeschworenen Elvis-Fans begeistern, sondern auch ältere, vor allem aber jüngere Zuschauer! Und es funktionierte. Das NBC-Special war bei seiner Erstausstrahlung am 3. Dezember 1968 die meistgesehene TV-Sendung in den USA, ja, im Rückblick ein echtes Stück Fernsehgeschichte.
“ICH WOLLTE ALLEN ZEIGEN, WAS ICH WIRKLICH DRAUFHABE!“ – ELVIS
Der Kritiker John Landau schrieb damals in der New York Times über Elvis’ Comeback-Performance: “Es hatte etwas Magisches, einen Mann zu erleben, der seinen Weg verloren zu haben schien und jetzt wieder zu sich selber fand. Elvis sang mit einer Power, die man heutzutage nicht mehr erwarten würde. Obwohl die meisten der Songs über 12 Jahre alt waren, sang er sie, als seien sie erst gestern geschrieben worden…“
Die NBC-Show etablierte Elvis wieder als musikalische und kulturelle Größe, der umwerfende Erfolg gab dem Musiker Presley neuen Mut. Dies führte zu großartiger neuer Musik, wie den Hits “Suspicious Minds“ und “In The Ghetto“, und das großartige Album FROM ELVIS IN MEMPHIS (1969) sowie einer Reihe von umjubelten Auftritten im International Hotel in Las Vegas. Bis zu seinem tragischen Lebensende im August 1977 würde Elvis auf der Bühne stehen.
Das ELVIS PRESLEY ’68 NBC-TV COMEBACK SPECIAL, ein einzigartiges Stück Rock- und Fernsehgeschichte, wird am 30. November 2018 zum 50. Jubiläum mit einem exklusiven Box-Set gefeiert: 5 CDs und 2 Blu-ray Discs, erstmals mit allen existierenden Audio- und Video-Aufnahmen dieses historischen TV-Specials und einem Buch mit seltenen Fotos – so umfangreich dokumentiert wie noch nie. “Ich wollte allen zeigen, was ich drauf habe“, sagte Elvis direkt nach der Aufzeichnung. Er hat es geschafft, mit diesem Werk für die Ewigkeit. Mehr Rock’n’Roll geht nicht!