Happy Birthday, King of Rock’n’Roll: Am 8. Januar 2015 wäre Elvis Presley 80 Jahre alt geworden. Wie kein anderer sprengte er die Musikkultur der westlichen Welt, wurde zur Identifikationsfigur eines jugendlichen Lifestyles, der gegen die Regeln der Alten revoltierte und Jugendkult als bis heute gültiges Leitmotiv einer neuen Konsum- und Mediengesellschaft etablierte. Was genau passierte da 1956, als mit Elvis der Pop entstand?
Text: Ernst Hofacker
Er war gerade erst 21 Jahre alt geworden, und in diesen ersten Monaten des Jahres 1956 dürfte ihm selbst kaum klar gewesen sein, welch ungeheure Wirkung sein Auftauchen im schläfrigen Amerika der Eisenhower-Ära haben würde. Ohne zu übertreiben lässt sich sagen: Elvis Presley kam über die USA wie ein Hurrikan. Dabei war es gar nicht mal unbedingt die rastlos drängende Energie seiner Rockabilly-Musik, eines elektrisierenden Hybriden aus Country & Western einerseits und dem Rhythm’n’Blues der Afroamerikaner andererseits, die seiner ersten RCA-Single „Heartbreak Hotel“ ihre Sprengkraft verlieh. Es war etwas anderes. Es war der pure Sex dieses unverschämt gut aussehenden Jungen mit den beweglichen Hüften, dem Schluckaufgesang und der Westerngitarre. Und dieser Sex fraß sich in die biedere, puristisch versiegelte Seele der US-Nachkriegsgesellschaft wie ein tückisches Gift.
Im TV nur über der Gürtellinie
Weiße Popsänger hatten bis dahin bewegungslos am Mikrophon gestanden, ihren Vortrag unterstützten sie höchstens mal mit einer sparsamen Handgeste. Das Crooning war dabei der vorherrschende Gesangsstil, Emotionen wurden allenfalls angedeutet. Die extrovertierte schwarze Musik blieb auf den Markt der Race Music beschränkt und fand, von wenigen Ausnahmen abgesehen, in den weißen Massenmedien praktisch nicht statt. Elvis aber warf diese Regeln über den Haufen. Er adaptierte den Gesangsstil schwarzer Vorbilder wie Big Joe Turner und Louis Jordan, die er daheim in Memphis im Radio ebenso gewissenhaft studiert hatte wie die weißen Countrysänger und die Kollegen aus dem Gospelfach. Dazu brachte er seine unverbildete Freude an der Musik ins Spiel, ließ die Hüften kreisen, die Hosenbeine schlackern und verzog den Mund zum sinnlichen Flunsch. Die Mädchen waren hin und weg, die Altvorderen hellauf entsetzt. So viel zur oberflächlichen Wirkung, die vor allem via TV einsetzte und bekanntlich zu der kuriosen Maßnahme der Sender führte, den Sänger nur noch oberhalb der Gürtellinie ins Bild zu setzen.
Tatsächlich aber ging Elvis’ Wirkung viel tiefer. Jenseits seiner offensichtlichen Talente als Entertainer wurde er zum Katalysator einer regelrechten Kulturrevolution. Mit Presley kam der Pop. Elvis wurde zur ersten universellen Identifikationsfigur eines jugendlichen Lifestyles, den es zuvor nicht gegeben hatte, der gegen die Regeln der Alten revoltierte und der dabei, quasi nebenbei, den Jugendkult als bis heute gültiges Leitmotiv einer neuen Konsum- und Medienkultur etablierte. Überdies bildete diese neue Teenagerkultur mit Elvis’ Erfolg zum ersten Mal in der Geschichte ein eigenes, höchst lukratives Marktsegment heraus. Auch künstlerisch setzte Elvis neue Maßstäbe: Er war der erste Gesangskünstler, der sich in seinen Songs konsequent inszenierte, sie sich mit seiner einzigartigen Interpretation zu eigen und sie damit zu Elvis-Songs machte. Er etablierte das bis heute im Pop gültige Prinzip: It’s the singer, not the song.
Schüchtern und höflich statt Rotzbengel
Kurz: Elvis war eine Ein-Mann-Revolution. Kaum je hat sich so viel kultureller Umbruch in einer einzigen Figur verdichtet – die Ironie an der Geschichte jedoch: Im Grunde fühlte sich Presley nie als Rebell. Weder gehörte er zu der Sorte Juvenile Delinquents, die sich permanent mit den Autoritäten anlegten, noch hatte er ein Interesse daran, gegen gesellschaftliche Normen aufzubegehren. Im Gegenteil, Elvis war ein höflicher, schüchterner und zurückhaltender Bursche, der auch in Interviews sein Gegenüber jeweils brav mit „Sir“ oder „Madam“ ansprach. Sein Ziel war es von vornherein gewesen, eine große Nummer in Hollywood zu werden, die Musik war ihm dazu Mittel und Zweck. Dass er zu den talentiertesten Musikern seiner Generation gehörte, mit intuitivem Einfühlungsvermögen die verschiedensten Stile meisterte und als Sänger nicht nur über eine grandiose Technik sondern auch über ein beispielloses emotionales Spektrum verfügte, ist nicht nur auf seinen frühen Aufnahmen zu hören. Es zeigte sich vor allem auch im Anschluss an sein legendäres 1968er-Comeback, als er mit großartigen Alben wie „From Elvis In Memphis“ die Grenzbereiche zwischen Rock, Country, Gospel und Broadway auslotete – bis heute eine im Schaffen des „King“ unterschätzte Phase.
All das ist auf der 3-CD-Compilation „Elvis 80“ nachzuhören. Auf CD 1 präsentiert „Elvis 80“ den Rocker mit Hits wie „Jailhouse Rock“, „Hound Dog“, „That’s All Right“ und „Burning Love“. CD 2 zeigt die sensible Seite des King und bietet Balladen wie „Suspicious Minds“, „Heartbreak Hotel“ und „Are You Lonesome Tonight?“. CD 3 indes versammelt Raritäten, zum Beispiel das Duett „Today, Tomorrow And Forever“ mit Ann-Margret, und aktuelle Remixe, etwa Paul Oakenfolds „Rubberneckin’“ sowie nicht zuletzt die legendäre „Laughing Version“ von „Wooden Heart“. Kein Zweifel, auch heute, bald vier Jahrzehnte nach seinem Tod, gilt: Elvis lebt!
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Das Tracklisting der 3-CD-Box:
CD1
The King of ROCK’N ROLL
1. Jailhouse Rock
2. Blue Suede Shoes
3. Hound Dog
4. Return To Sender
5. All Shook Up
6. Don’t Be Cruel
7. Tutti Frutti
8. Hard Headed Woman
9. Stuck On You
10. (Let Me Be Your) Teddy Bear
11. That’s All Right
12. King Creole
13. Lawdy Miss Clawdy
14. My Baby Left Me
15. Too Much
16. I Got A Woman
17. Shake, Rattle and Roll
18. Let’s Have A Party
19. Trouble
20. Burning Love
CD2
The King of LOVE
1. Suspicious Minds
2. In The Ghetto
3. Can’t Help Falling In Love
4. Love Me Tender
5. Always On My Mind
6. It’s Now Or Never
7. Heart Break Hotel
8. Fever
9. (You’reThe) Devil In Disguise
10. Marie’s The Name) His Latest Flame
11. Are You Lonesome Tonight
12. Love Letters
13. Good Luck Charm
14. Kiss Me Quick
15. The Girl Of My Best Friend
16. One Night
17. The Wonder Of You
18. A Fool Such As I
19. Don’t
20. Blue Moon
CD3
The King of TODAY (Remixes)
1. Shake That Tambourine (Alle Farben Remix)
2. Bossa Nova Baby (Viva Elvis)
3. A Little Less Conversation (JXL Radio Edit Remix)
4. Blue Suede Shoes ( Viva Elvis)
5. Rubber Neckin‘ (Paul Oakenfold Remix / Radio Edit)
6. Burning Love (Viva Elvis)
7. Suspicious Minds (Viva Elvis)
The King of DUETS
8. Love Me Tender (feat. Dani Klein)
9. The Lady Loves Me (feat. Ann Margret)
10. You’re The Boss (feat. Ann Margret)
11. Today, Tomorrow And Forever (feat. Ann Margret)
12. There Ain’t Nothing Like A Song (feat. Nancy Sinatra)
The King of SPECIAL VERSIONS
13. Are You Lonesome Tonight? (Laughing)
14. Wooden Heart (Muss i denn) (03:20 Version)
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